Branchen, Sektoren, Arbeits-Welt/-Markt

Traditionelle Branchengrenzen lösen sich auf

Prof. Dr.-Ing. Boris Otto, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund

Sprunginnovationen kämen branchenübergreifend – Beispiele seien Mobilität, Energie, Smart City. „Zukünftig sprechen wir nicht mehr von der Automobilindustrie, sondern von der Mobilitätsbranche.“ Am Beispiel Mobilität zeige sich, dass Akteure vormals unterschiedlicher Branchen nun zusammenarbeiten müssten: Autohersteller, Carsharing-Firmen, Energieunternehmen, Kommunen etc. „Die Frage wird sein: Wer bietet die Plattform, auf der diese Interaktionen koordiniert und orchestriert werden?“

Hanna Cash: Der einfache Wirtschaftskreislauf

Schweizer Wirtschaft

 

 

Die digitale Wirtschaft braucht ein fundiertes Management für alle Branchen und Organisationen

Autor: Gisi Roger Eric, DIGITALE SCHWEIZ

Eine Digitale Wirtschaft beginnt im Kopf und heisst zuerst einmal „Managen“: Die richtige Strategie formulieren und die Umsetzung steuern. Voraus geht allerdings noch die Fähigkeit, Netzwerke, Informationsmanagement und Geschäft als Einheit zu begreifen. Denn nur wenn diese drei Bereiche lückenlos ineinander greifen, lassen sich die künftigen Erfolgsfaktoren steuern. Der Erfolg eines solchermassen verstandenen digitalen Wirtschaftsmodells hängt davon ab, inwieweit es Ihnen gelingt, für alle Unternehmensbereiche richtige Ziele zu formulieren und in eine integrative Lösung umzusetzen.

Die Geschäftslogik und Realität eines digitalen Geschäftsmodells jederzeit auf einen Blick zur Verfügung zu stellen, ist eine Herausforderung, der man sich heute in allen Organisationen zur Transformation stellen muss.

Weil digitales Geschäften die Geschäftsregeln und Steuerungsprozesse nachhaltig verändert, stellt es auch neue Anforderungen an Controlling und Management. Die Art und Weise wie das Unternehmen sein Geschäft ausübt, wie es im Wettbewerb handelt, wie es Werte steigert, neue Märkte erschliesst oder Kunden bindet, müssen besser gemessen und gesteuert werden. Insofern ist es dringend notwendig, strategisch ausgerichtete Businesss Intelligence Systeme in laufende Management- und Steuerungsprozesse zu integrieren. Denn nur wer richtige Strategien minuziös mit dem operativen Geschäft in Einklang bringt, wird sich in der neuen digitalen Geschäftswelt behaupten.

Die richtige Strategie zu haben, ist eine Sache. Sie im Unternehmen, im Kopfe aller Mitarbeiter und im Markt umzusetzen, ist eine andere Sache. Zumal der Wandel oft so grundlegend sein wird, dass das Management neue Geschäftsmodelle, neue Kompetenzen und neue Partnerschaften entwickeln muss. Was sich für Strategie und Umsetzung bewährte gilt in besonderem Masse auch für Business in einer neuen Welt.

Zentrale Herausforderung für das Management

Mit der Industrialisierung wurde es zur Regel, dass grosse Unternehmen kleinen Wettbewerbern überlegen waren. Im E-Business wird eine neue Regel gelten: Die Schnellen schlagen die Langsamen. Wer in dem durch Globalisierung, Transparenz und Geschwindigkeit geprägten Informationszeitalter und dem damit turbulenteren Umfeld überleben will, muss sich blitzschnell bewegen. Für alle, die den rechtzeitigen Einstieg in ihre eigene digitale Wirtschaft verpassen oder ihr nur halbherzig folgen, könnte bald heissen; „digital business or out of business“. Auch ist es nicht übertrieben, die digitale Wirtschaft als den weitreichendsten Veränderungsfaktor der letzten fünfzig Jahre und als neue Wettbewerbsära zu sehen.

Damit ist diese digitale Wirtschaft und die jeweiligen spezifischen Geschäftsmodelle die grosse unternehmerische Chance und andererseits aus Wettbewerbssicht eine ernstzunehmende Bedrohung – insgesamt eine gewaltige unternehmenskritische Herausforderung. Obendrein wird diese Herausforderung durch rasante Veränderungsgeschwindigkeiten und die kurzen Halbwertszeiten der Strategien besonders verschärft. Und noch etwas macht die Entwicklung so brisant: Mit dem Zugriff auf das Internet sind Kunden wissender und anspruchsvoller geworden und haben sich von traditionellen Bindungen verabschiedet und orientieren sich nur noch an den Besten des Marktes.

Zeit wird primärer Wettbewerbsfaktor

Wenn Technologie ein Kampf gegen Raum und Zeit ist, spielt Raum wegen der heute verfügbaren Technologien keine wettbewerbsrelevante Rolle mehr. Autos können zum Beispiel überall in der Welt gebaut werden. Geblieben und für den Wettbewerb bedeutsamer geworden ist die Zeit. Sie dominiert zunehmend ganze Wertschöpfungsnetze und den globalen Wettbewerb in allen Märkten – Just in Time, Time to Market, Time to Customer, Internet Speed usw. Wie schnell Autos entwickelt und gemäss individueller Kundenwünsche gebaut werden – das ist wettbewerbsentscheidend.

Das Motto, das im Informationszeitalter alles prägen wird – schnell, schnell, bloss keine Zeit verlieren, – findet im E-Business die perfekte Umsetzung. Immer mehr Unternehmensleitern werden im Zusammenhang mit dem Internet zwei Aspekte der Geschwindigkeit bewusst: die neue Geschwindigkeit der Prozesse, Transaktionen, Logistik; zum zweiten die Geschwindigkeit der Veränderungen und gleichzeitig die Tatsache, dass es kaum einen Bereich gibt, der nicht vom Internet nachhaltig beeinflusst werden könnte.

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Die Digitale Transformation verändert etablierte Geschäftsmodelle radikal und macht dabei auch vor kleinen und mittelständischen Unternehmen zahlreicher Branchen nicht halt. Die Digitalisierung kann im Einzelfall einzelne Geschäftsprozesse, Geschäftsbereiche oder aber das gesamte Geschäftsmodell umfassen. Derzeit fragen sich viele Unternehmer, ob und wie sie sich dem Thema nähern können. Unsere Initiative Digitale Schweiz stelle viele hilfreiche Unterlagen und Instrumente auf der Plattform zur Verfügung. Als Orientierungshilfe, als offenes, collaboratives Netzwerk und als Sammlung nutzbringender, wirksamer Instrumente.

Die vier wichtigsten Schweizer Exportbranchen werden sich fundamentalen Herausforderungen stellen müssen

Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung von technologischen Trends ist die Relevanz für die Gesellschaft. Eine sorgfältige Analyse der Schweizer Industrielandschaft zeigt, dass die vier wichtigsten Schweizer Exportbranchen grundlegend gut positioniert sind, dass aber auch zusätzliche Anstrengungen notwendig sind:

  • Die Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie müssen sich in einem Geschäftsumfeld behaupten, das sich stark im Umbruch befindet. Erschwerend kommt hinzu, dass durch zusätzliche Regulierung im Innovationsprozess die Kosten steigen werden. Trends in der Synthetischen Biologie und Biotechnologie, im zielgenauen Wirkstoffeinsatz, bei fortschrittlichen Chemikalien zur Energiezwischenspeicherung und in der Entwicklung von innovativen Pack- und Werkstoffen dürfen nicht verpasst werden. Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg ist und bleibt die Innovationsfähigkeit.
  • Im Bereich der Maschinenindustrie und Präzisionsinstrumente sind additive Fertigungsverfahren («3D Druck») und die zugehörige Materialentwicklung von grosser Bedeutung. Im Weiteren gilt es, feinoptische Methoden zur Bearbeitung und Vermessung von Oberflächen zu beherrschen. Es ist zudem zu erwarten, dass die Produktionskette in Zukunft vollständig digitalisiert ist und alle Geräte vernetzt sein werden. Innovationen in den Fertigungsprozessen, Automatisierung und insbesondere Qualität gelten als zentrale Bausteine für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit.
  • Die Schweizer Uhrenindustrie gerät, trotz weltweitem Exportwachstum, wegen regulatorischen Einschränkungen und Verboten und der Entwicklung beispielsweise der iWatch unter Druck. Auch hier gilt es, neuartige Materialien optimal zu nutzen und innovative, hochpräzise Materialverarbeitungs- und Herstellungsverfahren zu beherrschen.
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  • Für die medizintechnische Industrie von Bedeutung ist, dass das Gesundheitswesen gegenwärtig einen fundamentalen Wandel durchläuft, vom bisherigen primär kurativen Vorgehen hin zum präventiven Ansatz. Starke Interdisziplinarität und ein vermehrter Einsatz moderner Informationstechnologien zeichnen die relevanten Schlüsseltechnologien aus. Dazu gehören die roboterassistierte Chirurgie, die Kombination von Diagnostik und therapeutischen Mikrosystemen sowie Labortests direkt am Patientenbett.

Die Menschen teilen die Arbeit
Neben dem technologischen Fortschritt treibt vor allem der internationale Handel die Globalisierung voran. Weltweit schreitet die Arbeitsteilung fort: Alle bieten an, was sie am besten oder am günstigsten herstellen können, und tauschen ihre Erzeugnisse mit anderen. Die Menschen teilen sich die Arbeit, seit es sie gibt; in der Frühzeit galt: Die Männer jagten, die Frauen sammelten, hüteten das Feuer und sorgten für die Kinder. Dass wir heute unseren Beruf frei wählen können, also Mädchen Lokomotivführer und Burschen Kindergärtner werden können, verdanken wir dem wirtschaftlichen Fortschritt.

Dass die Arbeitsteilung Wohlstand schafft, wies Adam Smith (1723 – 1790) nach, der mit seinem Werk «Der Wohlstand der Nationen» von 1776 die moderne Ökonomie begründete. In einem berühmten Beispiel zeigte er: Ein Arbeiter kann allein im Tag 20 Stecknadeln herstellen, ein Team von zehn auf einige Handgriffe spezialisierten Arbeitern aber 48 000. Dass sich die Arbeitsteilung auch für Volkswirtschaften lohnt, stellte David Ricardo (1772–1823) mit seinem Prinzip des komparativen Vorteils fest: Selbst wenn ein Land alle Güter günstiger herstellt als ein anderes, zahlt sich der Handel aus, wenn jedes Land anbietet, was es vergleichsweise günstiger herstellen kann.

Folgen der Digitalen Transformation
Die Errungenschaften der ICT und die Digitale Transformation insgesamt machen uns – als Individuen und Organisationen – im positiven Fall nicht nur kreativer, innovativer, erfolgreicher und mächtiger, sondern auch verwundbarer. Sie bedrohen uns, wenn wir die Chancen und Opportunitäten nicht ausschöpfen, und wenn wir den Risiken nicht adäquat und rechtzeitig begegnen und Gefahren nicht gezielt abwenden.

Mit der Digitalisierung, Virtualisierung und Vernetzung erhöht sich unsere Abhängigkeit von den ICT und vom «Cyber Space». Wichtige Daten, Informationen, Dienste und Ressourcen sind anderweitig kaum noch verfügbaroder bezahlbar. Globale Akteure, neue Monopolisten und Kartelle bedrohen unsere Unabhängigkeit und Flexibilität ebenso wie unsere Privacy, Prosperität, Souveränität, Transparenz und den Schutz sensibler Daten.

Dadurch, dass immer mehr Daten und Informationen in soziale Medien und Netzwerke oder generell ins Internet gelangen, erhöht sich auch die Gefahr auf Manipulation und Kontrollverlust.

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Digitalisierung bringt mehr Effizienz in der Beschaffungswelt

Autor: Gisi Roger Eric, DIGITALE SCHWEIZ

Dank Digital – Optimierung der Beschaffung

Die Beschaffung wird zum immer wichtigeren Erfolgsfaktor. Nachdem in den letzten Jahrzehnten der Produktionsbereich bis ins Detail untersucht und optimiert worden ist, wird jetzt der Fokus auf die gesamte Versorgungskette einschliesslich Beschaffungswesen gelenkt. Die Beschaffung ist ein Schlüsselglied einer integrierten Lieferkette und bietet herausragende Möglichkeiten, das Unternehmensergebnis zu beeinflussen. Für jedes Unternehmen wird sich künftig intensiver die Frage stellen, wie Einsparpotenziale beim Einkauf realisiert werden können. Schliesslich bilden die Einkaufskosten in vielen Branchen den grössten Kostenblock – zum Beispiel über 60 Prozent in der Ernährungsindustrie und im Einzelhandel. In allen Einkaufsbudgets kann man wirkungsvoll ansetzen, um die Gewinnsituation des Unternehmens zu verbessern. Beispiel: Werden die Beschaffungskosten bei einem Materialanteil von 40 Prozent und einer Umsatzrendite von 2 Prozent um nur 1 Prozent reduziert, wird der gleiche Gewinnbeitrag erwirtschaftet, wie mit einer 20prozentigen Umsatzsteigerung. In der Industrie besteht eine der Herausforderungen darin, in enger Koordination mit Entwicklung und Produktion die Kosten für fremdbezogenes Material, Komponenten und Module zu optimieren. Obwohl es zum Allgemeinwissen eines Einkäufers gehört, dass die frühe Einbindung der Lieferanten in die Produktentwicklung Kosten senkt, werden die Möglichkeiten nur selten voll ausgeschöpft. Gleichzeitig werden durch die Parallelisierung von Entwicklung und Beschaffung Entwicklungszeiten verkürzt; das Unternehmen kann besser am Technologie- und Produktwissen der Lieferanten partizipieren und vorhandene Synergien nutzen. Ebenso können durch die frühe Einbindung des Lieferanten in die eigene Planung die Bestände erheblich reduziert werden. Bestände werden durch Informationen ersetzt.

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Fazit: Die Wettbewerbsstärke wird immer mehr durch die Qualität der Beschaffungsorganisation mitbestimmt. Damit werden die Leistungen im Einkauf zu einem noch bedeutsameren Erfolgsfaktor. Und damit die Beschaffung den neuen Herausforderungen gerecht wird,

  • muss sie strategisch handeln,
  • die Prozesse mit Internettechnologien optimieren,
  • durchgängig in die Wertschöpfungskette integriert werden,
  • die Digitalisierung als Unternehmensstrategien unterstützen.

Internet Procurement optimiert die Beschaffung

Die Digitalisierung wird zwar die Beschaffung verändern, hat aber nichts mit der auf Zuliefererseite oft befürchteten Preisdrückerei zu tun. Vielmehr geht es um effektivere Möglichkeiten der strategischen Lieferantenauswahl, um effiziente Internetbestellung und Prozessautomatisierung. Via Internet werden mehr Mitarbeiter in Unternehmen mit ihren Lieferanten direkt verbunden. Transaktionskosten werden auf diesem Wege gesenkt. Selbstbedienungssysteme verschaff en Mitarbeitern Zugang zu elektronischen Katalogen, die zentral geführt und von Lieferanten oder Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig wird die Beschaffung mit Business Intelligence-Lösungen transparenter sowie steuerbarer gestaltet und der gesamte Prozess von der Planung über die Beschaffung bis hin zur Bezahlung gestrafft, vereinfacht und automatisiert. Eine Beschaffung umfasst viele Prozessschritte; vom Ausfüllen des Formulars über Genehmigungsverfahren bis zur Lieferung geht durch aufwendige Abläufe viel Zeit verloren. Mit Internet-Lösungen werden die verzögernden Zwischenschritte beseitigt; der Beschaffungsvorgang wird schlanker und die Prozesskosten können in der Tat um über fünfzig Prozent reduziert werden. Obendrein können Lagerbestände und die damit verbundenen Kosten radikal heruntergefahren werden.

Internetbeschaffung stellt den Zugang zur Suche und Bestellung über Online-Kataloge bereit und ermöglicht die Teilnahme an Einkaufsgemeinschaften. Internetbeschaffung enthält ein Browser-basiertes Anforderungssystem mit einer leistungsfähigen Suchmaschine und einem nach Branchen aufgeteilten Lieferantenverzeichnis.

Prozessautomation enthält workflowgesteuerten elektronischen Handel, der nach den üblichen Geschäftsregeln agiert und sich über die gesamte Versorgungskette erstreckt. Das Verfahren automatisiert das Genehmigen von Dokumenten und rationalisiert die Beschaffung von der Bestellung bis zur Lieferung. Lieferanten erhalten Einblick in den gesamten Einkaufsprozess; zudem können Lieferanten Terminpläne, Bestellungen, Auftragsbestätigungen und Zahlungen überprüfen und herunterladen.

Strategische Lieferantenauswahl analysiert automatisch Beschaffungstrends. Das schliesst Verträge, organisatorische Ausgaben und Lieferantenleistungen ein. Die Anwendungen helfen, den besten Lieferanten mit den günstigsten Preisen zu finden und unterstützen Unternehmen, den für sie optimalen Liefervertrag abzuschliessen.

 

ARBEITSPLÄTZE

Additional information

  • IFO Institut
  • KOF Konjunkturforschungsstelle
  • Digitalisierung (ressource-deutschland.de)
  • Digitalisierung (Zürcher Handelskammer)
  • Schweizer Wirtschaft

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