“Payments, Quo Vadis”?
Thierry KneisslerEine Frage, die ich immer wieder höre. Schliesslich ist der letzte “grosse” Wurf jetzt auch schon acht Jahre her. Mit Twint haben wir hierzulande 2014 den Siegeszug des Mobile Payment eingeläutet.
Nun zeichnet sich ab, dass “the next big thing” vor der Türe steht.
“Instant Payment” ist das Stichwort. Das Konzept ist ganz einfach: Die gewünschte Transaktion wird unmittelbar dem einen Konto belastet und dem anderen gutgeschrieben. Nun werden sich alle Nicht-Payment-Experten verwundert fragen: “Was ist da neu? Ist das nicht schon heute so?”
Die Antwort lautet: “Nein, das ist heute ganz und gar nicht so.” Denn das heutige Payment-System ist nicht in der Lage, “Realtime” zu buchen. Eine Zahlung, z.B. bei Coop an der Kasse, verläuft heute so (stark vereinfacht, und einige “Mittelsmänner” auslassend):
- 1. Coop berechnet den geschuldeten Betrag und “schickt” diesen auf das Payment-Terminal.
- 2. Du hältst die Karte oder Twint hin.
- 3. Der Payment-Provider von Coop prüft via deine Bank, ob genügend Geld vorhanden ist auf deinem Konto.
- 4. Bei positiver Rückmeldung reserviert Coop den Betrag. Dieser wird durch die Bank “blockiert”.
- 5. Dann findet die effektive Transaktion statt.
- 6. Das Geld ist jedoch noch nicht transferiert. Dies geschieht am nächsten Werktag.
Mit Instant Payment geht das wesentlich schneller (wiederum stark vereinfacht):
- 1. Coop berechnet den geschuldeten Betrag und “schickt” diesen auf das Payment-Terminal.
- 2. Du hältst einen “Identifier” hin, welcher deine Bankkonto-Daten enthält.
- 3. Die Transaktion wird Realtime vollzogen: Das Geld wird innert Sekunden von deinem Konto auf das Konto von Coop transferiert.
Dies mag jetzt arg technisch tönen. Und ja, das ist es auch. Im Moment investieren die Banken viel Geld, damit sie so buchen können. Ab 2024 müssen sie solche Instant Payment Zahlungen empfangen können, so will es die SNB. Und der Handel wird auch investieren müssen, damit ihre Systeme damit umgehen können.
Doch es geht um viel mehr als Technologie. Es geht um die Vorherrschaft im Payment. In den letzten Jahrzehnten verloren die Banken schleichend das Terrain. Allen voran die Kreditkartenanbieter, und in den letzten Jahren immer wie mehr neue “Zwischenhändler”, machten sich breit.
Mit Instant Payment haben die Banken nun die einmalige Chance, ihren ursprünglichen Platz wieder zurück zu erobern. Denn es braucht schlicht niemanden mehr dazwischen. Aus meiner Sicht ein strategisches Geschenk für die Banken.
Die alles überragenden Fragen sind: Sehen die Banken diese Opportunität? Werden sie sie ergreifen? Oder verlieren sie die Hoheit im Payment endgültig? Die nächsten Jahre werden es zeigen…