Fit für die Next Economy

03.05.2017.

Anne M. Schüller | Managementdenker, Keynote Speaker, Business Coach
Alex T. Steffen | Unternehmensberater für Innovation und Digitale Transformation

»Lass es, Alex«, hörte ich ihn sagen. »Du bist kreativ, aber so eine Idee kommt hier nicht besonders gut an. Glaub mir, ich mach den Job seit 40 Jahren.« Michael Groß war in kürzester Zeit zu einem Mentor für mich geworden. Auf meinen Erkundungstouren durch den Firmenkomplex hatte ich ihn eigentlich eher zufällig kennengelernt. Er arbeitete in einer ganz anderen Abteilung. Trotzdem war Michael schon bald auch an meiner Meinung interessiert. Mehrmals die Woche rief er mich in sein Büro, um mir Konzepte, Grafiken und Lösungen zu präsentieren, die er sauber auf einer Tafel an der Wand skizziert hatte. Damals waren noch keine acht Wochen vergangen, seit ich bei einem multinationalen deutschen Industrieunternehmen mein Praktikum im Marketing begonnen hatte.

Die Firma ist weltweit bekannt für ihre Technologie. Und für ihre Qualität. Doch ich lernte auch die Produkte der Konkurrenz aus Frankreich, Kanada und China kennen. In China, so erfuhr ich, konnte man EU-zertifizierte Rauchmelder schon zu einem Fünftel des hiesigen Preises beziehen. Ade, Wettbewerbsvorteil. Durch Forschung konnte mein Arbeitgeber nicht mehr punkten. Deshalb wurde auf bestehende Vertriebsnetzwerke gesetzt. Doch wie lange würde es noch dauern, bis auch der letzte Handwerker bemerkte, dass sich eine chinesische Brandschutzanlage zum halben Preis besser verkaufen ließe? Also präsentierte ich Verbesserungsvorschläge. Und der (Noch-)Vorreiter in einer Branche, die vom technologischen Fortschritt lebt, erteilte mir prompt einen Tadel. Zu innovativ würde ich denken, zu weit »out of the box«. In diesemMoment wurde mir klar: Innovationen würden mich für den Rest meines Lebens begleiten.

Meinen Weckruf hatte ich, Anne, 2015 auf der »Co-Reach« in Nürnberg. Der damals 13-jährige Lorenzo Tural Osorio hielt dort einen Vortrag mit anschließendem Ping-Pong-Thinking, Nachdenklich gestimmt haben mich die, wie soll ich sagen, teils befremdlichen Fragen, die man ihm stellte. Fasziniert haben mich die Antworten, die der junge Mann gab: »Meine Generation ist ein wichtiger Akteur der Digitalisierung. Wenn Unternehmer mit uns reden würden, könnten sie sich schon jetzt Gedanken über neue Produkte, neue Marktchancen und neue Herangehensweisen machen.«

Er hatte so recht.

Aber: Spricht man mit ihnen, den Digital Natives? Dort, wo das Management die unternehmerische Zukunft bestimmt?Wichtiger noch: Hört man ihnen auch ernsthaft zu? Und bezieht man sie strategisch mit ein? Die Antwort ist ernüchternd: In den Medien tauchen sie höchstens als Startups auf, nicht aber als Meinungsmacher bei den Themen von morgen. Auf den Bühnen herkömmlicher Managementtagungen sieht man sie gar nicht – man bleibt unter sich. Während der Podiumsdiskussionen debattieren die grauen Schläfen am liebsten mit ihresgleichen. Und in den Büchern etablierter Managementgurus? Ja, dort schreibt man gerne darüber, wie sie so sind, die Generation Y und die Generation Z, doch selbst zu Wort kommen lässt man sie nicht.

Davon zu hören, wie die Millennials ticken, ist sowieso nur der erste Schritt. Viel entscheidender ist die Frage, wie diese hochintelligente, längst durchdigitalisierte und bestens vernetzte Internetgeneration dabei helfen kann, die Unternehmer des Landes für die Next Economy fit, also zukunftsfähig zu machen. Wenn nicht mit uns gemeinsam, dann machen die Youngsters das nämlich an uns vorbei: auf ihre Art, sehr agil, was für viele Anbieter das Aus bringen kann. Dann doch besser mit den Digital Natives zusammen. Schauen, was man von ihnen lernen kann, und passende Jung-Alt-Miteinander-Initiativen entwickeln. Darüber müsste man schreiben, natürlich zu zweit.

Gesagt, getan.

Ich wollte als Co-Autor keinen Startup-Hero, keinen Star der Szene und natürlich keinen Unicorn-Chef, was will ein »Normalunternehmer « von denen schon lernen? Ein durch und durch typischer Vertreter der neuen Generation sollte es sein. Ich wollte jemanden, der sowohl in und mit »jungen« als auch in und mit »alten« Organisationen gearbeitet hat. Jemanden, der schon angestellt und auch schon selbstständig war. Kurz, jemanden, der beide Seiten der jeweiligen Medaillen gut kennt.

Nichts lag näher, als Alex zu fragen. Alex wurde 1990 in Landsberg geboren, hat Abi in England gemacht, war ein Jahr lang in Florida bei Disney beschäftigt und hat dann in Wien studiert. Bei verschiedenen Internetfirmen rund um den Globus war er nicht nur mit digitalen Themen befasst, sondern auch mit neuen Formen der Arbeit in sich selbst organisierenden Teams.
Seit Kurzem hat er seine eigene Firma im Herzen Berlins.

Gemeinsam verstehen wir uns als Brückenbauer und Trittsteinleger. Wir wollen die wachsende Kluft zwischen der Old und der Next Economy überwinden helfen und mit diesem Buch Ihnen, dem Leser, Schnellstraßen in die Wirtschaftswelt von morgen aufzeigen. Vor allem aber wollen wir Sie ermuntern, gemeinsam mit den Millennials Passendes gleich in die Tat umzusetzen. Die Zukunft wartet schon auf Sie.

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