“Die Schule ignoriert die Lebenswelt der Schüler”
Digitale Medien können auf individuelle Probleme der Schüler eingehen. Dieses Potenzial bleibt ungenutzt, sagt Birgit Eickelmann, Leiterin der deutschen Icils-Studie.
Quelle: zeit.de
Wie gut sind Jugendliche auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet? Können sie Informationen im Internet kompetent einschätzen und erstellen? Können sie gar Algorithmen verstehen? Und wie bereitet die Schule sie darauf vor? Die Study (ICILS) testete Achtklässlerinnen und Achtklässler auf ihre digitalen Kompetenzen im internationalen Vergleich. Die Studie wurde zum ersten Mal 2013 durchgeführt. Birgit Eickelmann ist Schulpädagogik-Professorin an der Universität Paderborn und leitet den deutschen Teil der Icils-2018-Studie.
ZEIT ONLINE: Frau Eickelmann, zum zweiten Mal wurden international die Fähigkeiten getestet, wie Schüler mit digitalen Medien umgehen. Deutschland landet wie beim letzten Mal im Mittelfeld. Ist das eine gute Botschaft?
Birgit Eickelmann: Wir konnten unser Niveau halten, das kann man positiv sehen. Andererseits ist es enttäuschend, weil Deutschland seit der ersten Studie doch einiges auf den Weg gebracht hat. Bei der Lehrerausbildung wird jetzt auf digitale Bildung Wert gelegt. Es gibt den Digitalpakt. All das scheint bei den Schülerinnen und Schülern noch nicht angekommen zu sein.
ZEIT ONLINE: Wie ist das möglich?
Eickelmann: Die Bedingungen für das Lernen mit digitalen Medien sind an deutschen Schulen weiterhin alles andere als optimal. Seit 2013 hat sich da wenig verändert. Andere Länder dagegen wie etwa Dänemark, die schon sehr gut waren, sind noch einmal besser geworden, sowohl in der Computerausstattung als auch in den Kompetenzen der Schüler.
ZEIT ONLINE: Können Sie Beispiele nennen?
Eickelmann: Nur ein Viertel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland besucht eine Schule, in dem Lehrkräfte wie Schüler Zugang zu WLAN haben, international sind das 64 Prozent, in Dänemark 100 Prozent. Da liegen Welten dazwischen. Ein anderes Beispiel ist die Computerausstattung: In Deutschland kommen auf einen von der Schule gestellten Computer im Schnitt zehn Schüler pro Klassenraum. Damit kann man nicht viel mit anfangen.