Eine neue ISO-Norm für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen im Bereich der Bioenergie kann im Kampf gegen den Klimawandel und zur Förderung von Energiesicherheit und nachhaltiger Entwicklung Grosses beitragen.
Mittels Bioenergieträger aus organischem Material wie Holzabfallprodukten und Feldfrüchten können Verkehrskraftstoffe und Strom für Heiz- und Kühlzwecke generiert werden. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die Nachfrage nach Primärenergie aus Biomasse bis ins Jahr 2030 in der Grössenordnung von bis zu 1‘827 Millionen Tonnen Erdöl oder 12% der weltweiten Nachfrage nach Primärenergie zunehmen wird. Dies entspricht dem doppelten Volumen aus dem Jahr 1990 (World Energy Outlook Special Report Energy and Climate Change 2015).
Die neue ISO-Norm 13065:2015 «Nachhaltigkeitskriterien für Bioenergie», bietet eine praktische Anleitung zur Berücksichtigung ökologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte im Rahmen der Bewertung und der Vergleichbarkeit der Erzeugung von Bioenergie sowie von Produkten, Lieferketten und Anwendungen.
In mehreren Ländern und Regionen werden im kommenden Jahrzehnt auf dem Gebiet der Bioenergie und der Biokraftstoffe ehrgeizige Ziele gesetzt werden. Die ISO 13065 wird sich dabei als nützliches Hilfsmittel erweisen, wenn diese Ziele erreicht werden sollen. Die Norm wird sowohl nationalen als auch internationalen Märkten zugutekommen, indem sie Bioenergie insbesondere für die Erzeuger in den Entwicklungsländern wettbewerbsfähiger macht und dazu beiträgt, dass technische Handelshemmnisse vermieden werden.
Gemäss dem Führungsteam des Projektkomitees ISO/PC 248 "Nachhaltigkeitskriterien für Bioenergie", das die neue Norm erarbeitet hat, sind die Abmilderung der Klimaveränderung sowie die Verbesserung der Energieversorgungssicherheit zentrale Triebkräfte der Bioenergie. "Irgendeine Form von Bioenergie wird praktisch in jedem Land der Welt erzeugt und verbraucht. Deshalb sind strenge ökologische und gesellschaftliche Vorsichtsmassnahmen erforderlich, um eine nachhaltige Erzeugung von Bioenergie und Biokraftstoffen zu gewährleisten. Die ISO 13065 soll die Nachhaltigkeit der Erzeugung und des Gebrauchs von Bioenergie fördern und es den Anwendern dadurch ermöglichen, Verbesserungsbedarf erkennen zu können."
Wer profitiert davon?
Die ISO 13065 arbeitet nicht mit Schwellenwerten, sondern harmonisiert die Nachhaltigkeitskriterien. Sie kann von verschiedenen Anwendern auf unterschiedliche Art und Weise genutzt werden:
- Unternehmen profitieren vom einem einheitlichen Rahmenwerk, das gewährleistet, dass bei der Beschreibung von Nachhaltigkeitsaspekten ein und dieselbe Sprache gesprochen wird.
- Einkäufer haben die Möglichkeit, Nachhaltigkeitsinformationen von Anbietern zu vergleichen und sich auf dieser Grundlage für die geeignetsten Bioenergieprozesse und -produkte zu entscheiden.
- Andere Normen, Zertifizierungsinitiativen und staatliche Stellen profitieren im Hinblick auf die Einhaltung rechtlicher Anforderungen von einer Quelle der Informationen über Nachhaltigkeit und einem transparenten Fundament für alle Marktakteure.
Die ISO 13065 lässt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette, auf Teile davon oder auf einzelne Prozesse sowie auf alle Formen der Bioenergie ungeachtet des jeweiligen Rohstoffs, des geographischen Standorts, der Technologie oder des Endverbrauchs anwenden.
Die ISO 13065 ist kein Ersatz für nationale Gesetze oder Zertifizierungssysteme zum Thema Nachhaltigkeit.
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