Die digitale Weisheit der Freeager

22.03.2017.

22.03.2017
Nicht die Jungen, sondern die Alten sind es, die eine Antwort auf das Wie und Wieviel entwickeln – und damit auch einen zukunftsweisenden Umgang mit digitaler Technik.

Verena Muntschick | Silver Economy

Quelle: www.zukunftsinstitut.de

Lange glaubte man, die jungen Digital Natives würden eine Kulturtechnik für einen „angemessenen“ digitalen Medienkonsum etablieren. Mehr noch: Man hoffte, sie hätten eine angeborene Intuition für den richtigen Umgang mit der Gleichzeitigkeit der digital-konnektiven Welt. Es wurde prognostiziert, dass die Jungen als Protagonisten des vernetzten Zeitalters das Sozialisationsprinzip umkehren und den Alten alles über den Umgang mit der neuen digital-realen Welt lehren würden.

Tatsächlich sieht die Zukunft anders aus: Es sind die Freeager, die “neuen Alten”, die den wichtigsten Beitrag zur Ausbildung einer Kulturtechnik im Umgang mit digitalen Medien leisten. In der Pro-Aging-Gesellschaft verhelfen die gereiften Älteren der Gesellschaft zur digitalen Emanzipation. Diese ganzheitliche digitale Kompetenz zeichnet sich aus durch eine neue Selbstbestimmtheit und eine ausgeprägte Achtsamkeit in der Auswahl und im Konsum der virtuellen Kommunikationskanäle und ihrer Inhalte. Im Zeitalter der Übernervosität haben Freeager die Ruhe, nicht sofort auf eine Mail zu reagieren, obwohl sich ihnen dadurch möglicherweise ein lukratives Jobangebot eröffnen würde. Sie haben die Gelassenheit, sich ganz bewusst für einen Kommunikations-Channel zu entscheiden, statt sich im Multichanneling zu verlieren. Und sie pflegen die pragmatische Haltung, die Möglichkeiten der Vernetzung nur dann zu nutzen, wenn es für sie einen spürbaren Mehrwert hat, und nicht einfach immer und deshalb, weil es möglich ist.

Warum sie, die Digital Immigrants, und warum nicht die jungen Digital Natives, die doch per definitionem in allem, was mit Internet und Digitalisierung zu tun hat, allen voraus sein müssten? Weil diese Gegenüberstellung, die Marc Prensky 2001 nachhaltig ins kulturelle Mindset einspeiste, den Fokus falsch setzt. Obwohl er selbst seinen linearen Gedanken schon 2009 revidierte, ist die Gesellschaft bis heute mit der religiösen Verehrung der Jugendlichkeit und dem Containering der Alten beschäftigt.

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