Unabhängigkeit bewahren bei der Auswahl einer IoT-Plattform
Axel Noack – EndianT-Sicherheit hat die gleiche Priorität wie die Funktionalität, wenn vernetzte “Dinge” mit einer IT-Landschaft
verbunden werden
IoT-Plattformen gelten als das Zentrum digitaler Geschäftsmodelle: Sie bieten alle
technischen Voraussetzungen, um Daten von den unterschiedlichsten Geräten und Prozessen zu sammeln und zu
analysieren. Wie groß das Potential von IoT-Plattformen ist, lässt sich mittlerweile an zahlreichen
Erfolgsbeispielen belegen. Ein wichtiges Einsatzszenario ist beispielsweise die Predictive Maintenance, die
vorausschauende Wartung, mit der sich die Anlagenverfügbarkeit und damit die Effizienz eines Unternehmens
deutlich steigern lässt. Doch trotz all der Chancen haben etliche Unternehmen noch Vorbehalte gegen den Einsatz
von IoT-Plattformen. Bei einer Befragung des deutschen IT-Branchenverbands Bitkom sprachen sich 18,9 Prozent der
Unternehmen gegen eine Nutzung von IoT-Plattformen aus. Bei der Frage nach den Gründen rangierten Bedenken
hinsichtlich der Datensicherheit und Datenintegrität mit 57,7 Prozent klar an vorderster Stelle.
“Endian
verbindet seit 2011 die Themen Cyber-Security und Automation. Hier treffen zwei verschiedene Wertesysteme
aufeinander, die zukünftig verschmelzen werden. Die IoT-Plattform muss diese unterschiedlichen Welten verstehen
und ein Bindeglied zwischen beiden sein,” sagt Raphael Vallazza, CEO von Endian, einem der führenden
Cybersecurity-Hersteller für Industrie 4.0. “Für die Automation beispielsweise sind die monatlich
wiederkehrenden Kosten für die Wartung ein völlig neuer Aspekt in der Kalkulation. Doch IoT-Plattformen sind ein
sicherheitsrelevantes Werkzeug und müssen deshalb kontinuierlich gepflegt werden. Entsprechende Anpassungen der
Software an die lange Laufzeit von Maschinen ist wiederum eine Herausforderung der Cyber-Security, die mit
Maschinen Lebenszyklen von mehr als 30 Jahren rechnen muss. Viele vergessen, dass das Betriebssystem Linux keine
30 Jahre alt ist.”
Wie können Unternehmen also eine IoT-Plattform einsetzen, ohne die Souveränität zu
verlieren und ihre IT-Sicherheit zu gefährden? Endian erklärt worauf Unternehmen achten müssen:
Erfolgsfaktor
Flexibilität
Innovative Industrieunternehmen haben ein berechtigtes Interesse daran, die Hoheit über
ihre Daten zu behalten. Eine IoT-Plattform sollte daher flexibel sein und dem Kunden die Entscheidung
überlassen, wer die Plattform betreibt und wo sie gehostet wird. Eine On-Premises Lösung wie die ENDIAN CONNECT
PLATFORM beispielsweise bietet mehrere Optionen: Sie lässt sich in das eigene Rechenzentrum, ins Rechenzentrum
eines Dienstleisters und Systemintegrators oder beim Cloud-Anbieter seiner Wahl installieren. Somit behält der
Kunde seine Datenhoheit.
Skalierbarkeit und Open Source
Da die Digitalisierung nicht bei Null
beginnt, muss eine IoT-Plattform in der Lage sein, bereits bestehende Strukturen problemlos zu integrieren. Auch
zukünftige Integrationen sollten jederzeit möglich sein, denn bei den extrem kurzen Innovationszyklen in der
Informationstechnologie lässt sich nicht vorherzusehen, welche Neuigkeiten der Markt in den nächsten fünf bis
zehn Jahren hervorbringen wird. Plattformen, die auf Open Source Technologien basieren und API-Schnittstellen
bieten, sind für diese unterschiedlichen Szenarien am besten geeignet. Ihre Architektur- und Quelloffenheit
macht sie flexibel und herstellerunabhängig. Auch individuelle Erweiterungen sind jederzeit möglich. Außerdem
sollten IoT-Plattformen die Option bieten, Analyse-Dashboards selbst zu erstellen und damit unabhängig von
Drittanbietern zu bleiben. Ferner sollte die IoT-Lösung mit dem Kunden mitwachsen und auch bei gleichzeitiger
Nutzung von tausenden Gateways performant blieben.
Anwenderfreundlichkeit
Die erfolgreichsten
digitalen Lösungen und Erfindungen der letzten Jahre haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind besonders
anwenderfreundlich. Im Endkundenbereich sind die Anwender mittlerweile an optisch ansprechende und einfache
Benutzeroberflächen gewöhnt. Auch im B2B-Umfeld steigen die Anforderungen in Bezug auf die Handhabung und somit
wird auch nur eine intuitiv zu nutzende IoT-Plattform die Akzeptanz der Mitarbeiter finden. Die
Anwenderfreundlichkeit verhindert, dass einfachere Lösungen um die Plattform herum entwickelt werden, die dann
wiederum das Sicherheitskonzept aushebeln. Ebenfalls sollte die Plattform in bereits bestehende Management-Tools
integrierbar sein, damit der Nutzer seine gewohnte Umgebung beibehält.
Intelligente IoT-Gateways
statt VPN Router
Über ein IoT-Gateway lassen sich Maschinen und Anlagen sicher mit einer
übergeordneten IoT-Plattform verbinden. Die Gateways sind dafür vorgesehen, unterschiedliche
Industrie-Protokolle (z.B. S7, OPC UA oder Modbus) auslesen, um sie anschließend in ein einheitliches
Kommunikations-Protokoll für die Übertragung an die IoT-Plattform umzuwandeln. Für die Kommunikation mit den
übergeordneten Mobil- oder Festnetzen kommt beispielsweise MQTT zum Einsatz, das für das Internet der Dinge
optimiert ist. Das Gateway Endian 4i Edge 515 beispielsweise kombiniert mehrere Sicherheitsfunktionen in einem
Gerät, unter anderem Intrusion Prevention System (IPS), Firewall, VPN sowie Hardware-Ausfallschutz und kann als
Daten-Kollektor genutzt werden. Ein IoT-Gateway sollte außerdem mit eigener Rechnerkapazität ausgestattet sein,
um Daten verarbeiten und vorfiltern zu können. Zudem müssen die Gateways herstellerneutral sein, das heißt sie
dürfen die Auswahlmöglichkeiten bei IoT-Plattformen nicht einschränken.
Netzwerksegmentierung
Durch die ständig wachsende Zahl von vernetzten Endpunkten wächst die
Angriffsfläche für Hacker. Schadsoftware wird zunehmend so konzipiert, dass sie schnell von einem System auf ein
anderes übergreifen kann. Außerdem konzipieren Unternehmen ihre Abwehrmaßnahmen meist nur Cyberattacken von
außen. Hat ein Angreifer diese Hürde genommen oder umschifft, kann er sich schnell innerhalb eines Netzwerks
ausbreiten. Mit einer Segmentierung des Netzwerks in mehrere Teilbereiche lassen sich Cyberangriffe verlangsamen
und abschwächen. Für eine effektive Netzwerksegmentierung werden Zonen mit vergleichbarem Schutzbedarf definiert
und über IoT-Gateways voneinander abgetrennt.
Verschlüsselung
Eine VPN-Verschlüsselung (SSL
und IPSec) sorgt für den sicheren Datenaustausch. Damit lässt sich garantieren, dass Daten während der
Übertragung weder entwendet noch manipuliert werden. Auch hier ist es ratsam, Gateways vor die Infrastruktur zu
schalten: Die Verschlüsselung lässt sich damit schnell implementieren, ohne dass eine Unterbrechung des
laufenden Betriebs erforderlich wird.
Mandantenfähigkeit
Mandantenfähige IoT-Plattformen
bieten die Möglichkeit, Daten innerhalb einer Datenbank logisch voneinander abzutrennen und zu verwalten. Über
dieses Feature lässt sich die Datensicherheit verbessern: Jeder Anwender erhält nur Zugriff auf die Daten, die
für die Erfüllung seiner Aufgaben relevant sind. So kann beispielsweise ein Maschinenbauer für Wartungszwecke
Zugang zu einer Maschine beim Kunden erhalten, ohne gleichzeitig Einblick in die genauen Nutzungsdaten der
Maschine zu erhalten.
Berechtigungsmanagement
Für die Sicherheit von Maschinen und Anlagen
sind sehr granulare Nutzungsrechte erforderlich. Nutzergruppen oder einzelne Nutzer erhalten nur Zugriff auf die
Funktionen, für die sie zuvor eine Berechtigung erhalten haben. Sobald ein Anwender das Unternehmen verlässt
oder die Abteilung wechselt, können seine Berechtigungen schnell angepasst oder gelöscht werden. Über die
Protokollierung aller Zugriffe ist jederzeit nachvollziehbar, wer wann auf einer Maschine eingeloggt war und
welche Aktionen er dort durchgeführt hat.
Fazit:
Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert
das Vertrauen aller Partner in die zunehmende Vernetzung. Wenn IoT-Plattformen das zentrale Tool für das Konzept
von Industrie 4.0 sein sollen, dann müssen sie die Funktionalität und die IT-Sicherheit gleichwertig
berücksichtigen.
Quelle: endian.de