Über die gesellschaftliche Bedeutung von Mobilität und Wege zu einer nachhaltigen Mobilitätskultur
Prof. Dr. Sven Kesselring | Professur für Automobilwirtschaft: Nachhaltige Mobilität Hochschule für Wirtschaft und Umwelt
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich heute die Gelegenheit habe, zu Ihnen zu sprechen und zu dieser ausgesprochen spannenden Konferenz beizutragen.
Die Aufgabe, die mir gestellt wurde, war nicht ganz einfach zu bewerkstelligen. 30 Minuten für „die gesellschaftliche Bedeutung von Mobilität und Wege zu einer nachhaltigen Mobilitätskultur“, das ist nicht viel Zeit. Im Grunde sind das ja zwei dicke Bretter, die beide Stoff genug für jeweils einen Vortrag beinhalten. Von daher, sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich heute nicht mit abschließenden Einsichten zum Thema aufwarte und wenn manches auch etwa kursorisch ist.
Trotzdem hoffe ich, mein Beitrag trägt Substanzielles zum Thema der Veranstaltung und zur heutigen Diskussion bei.
Einführung
«Mögest Du in interessanten Zeiten leben!», so lautet ein oft zitierter chinesischer Satz, der alles andere als positiv gemeint ist. In unserer Kultur sieht das anders aus. Interessant ist etwas sehr Positives und ich würde sagen, wir erleben gerade in puncto Mobilität ausgesprochen interessant Zeiten! So vieles, was lange Zeit quasi immerwährend erschien, wandelt sich rasant. Das hat sich über lange Zeit hinweg angebahnt. Ab momentan hat man doch den Eindruck, dass die Organisation von Mobilität einem enormen Wandel unterliegt. Aber nicht nur das. Auch die gesellschaftliche Bedeutung von Mobilität verändert sich in raschem Tempo.
Es ist die Rede von einer Zeitenwende, gar von disruptiver Mobilität. Da stellt sich die Frage, ob wir auf eine nachhaltigere, eine sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltigere Mobilität hoffen können. Oder stehen wir vor einer neuen Phase der Hypermobilität, wo die negativen Folgen letztlich überhandnehmen und den Klimawandel noch weiter beschleunigen werden?
In dieser Phase macht es mehr als Sinn zu hinterfragen, was Mobilität denn eigentlich ist, was sie bedeutet und zu welchen Kosten wir sie erhalten, womöglich steigern oder auch mindern wollen oder müssen. Dies ist ja auch Gegenstand der Tagung und einige Aspekte will ich im Folgenden betrachten.
Nimmt man die ökologischen Folgen der Massenmotorisierung in den Blick, lässt sich leicht erkennen, dass der Verkehr, und insbesondere der Verkehr auf den Straßen, weiterhin das Sorgenkind der Klimapolitik ist. Mehr als 1,3 Milliarden Kraftfahrzeuge sind heute weltweit registriert. Trotz einer Sättigung in vielen Ländern steigen die Zahlen dennoch weiter an.