Media Digital Era
MEDIA ZEITUNG IM ZEITALTER HEUTE
(Digitalisierung und Transformation)
Das Ende der Zeitung – eine Frage der Zeit?
Der Relevanzverlust von Print lässt sich in Zahlen ausdrücken. Regelmässig wird in der Schweiz der Media Use Index veröffentlicht.
Das klassische Nachrichtenverständnis ändert sich
»Das Nachrichtenangebot explodiert. … Nachrichten sind jederzeit und überall verfügbar. … Nachrichten werden immer schneller. … Journalisten haben ihr Nachrichtenmonopol verloren. … Selbst Computer produzieren Nachrichten.«
Die Digitalisierung hat zur Folge, dass jeder als Journalist agieren kann: Bloggen, twittern, posten, Videos hochladen und per Smartphone auch live auf Sendung gehen. Das stellt Journalisten vor neue Herausforderungen. Nachrichten werden künftig unterschiedlich sein: Die fundierte journalistische Nachricht wird sich von der automatisch geschriebenen unterscheiden.
Wer künftig im nicht-automatisierten Teil des Journalismus tätig ist, muss sich noch mehr als früher Gedanken über die Grundsätze des journalistischen Handwerks machen: Was ist wichtig? Wie berichte ich unvoreingenommen? Wie gehe ich mit dem Spagat zwischen der möglichst tollen Headline zum Klicken und meiner Pflicht zur Objektivität um? Wie vermeide ich, trotz zunehmender Geschwindigkeit eine Falschmeldung weiterzuverbreiten? Und vor allem: Welche Verantwortung habe ich als Publizierender?
Eine Branche muss sich neu erfinden
Wenn Journalisten und Verleger auf das Bestehende pochen und versuchen, sich gegen die Änderungen zu wehren, berauben sie sich der Möglichkeit, ihre Geschäftsmodelle neu zu erfinden. Klassische Zeitungen und Verlage haben es über Jahre nicht geschafft, Informationen zeitlich, inhaltlich und medial auf die Bedürfnisse von Individuen – genannt Leser – anzupassen. Das Wertschöpfungsmodell von Informationen liegt nicht in der Masse. Es liegt im Prinzip der Zielgruppe eins: im Kontext des Nutzers, im zeitlichen Vorsprung, in der individualisierten Aufbereitung, der Neubündelung und der Schaffung von Mehrwert. Diese Logik des Informationsmarkts haben klassische Zeitungen und Verlage bis heute nicht verinnerlicht.
Das klassische Geschäftsmodell der Verlage ist überholt
Das Geschäftsmodell von Zeitungen und Verlagen hat sich seit Aufkommen des Internets nicht verändert. Und das, obwohl klassische Medien im Internet Konkurrenten haben, die sich in der Regel alle zwei bis vier Jahre komplett neu erfinden. Gibt es eine Zukunft für die Zeitung? Auf Dauer nein. Hat Qualitätsjournalismus eine Zukunft? Ja. Doch nur, indem Verlage erkennen, dass die traditionelle Grundlage ihres Geschäfts seit Jahren nicht mehr existiert. Und indem sie beginnen, ihre Geschäftsmodelle und Angebote radikal neu zu erfinden.
Sie müssen die Entwicklungsgeschwindigkeit drastisch erhöhen: Den Zugang zum Leser nutzen und innovative Angebote im Dreimonatstakt herausbringen. Nicht auf sichere Lösungen warten, sondern schneller scheitern, schneller lernen und sich schneller verändern. Wer in Zeiten disruptiven Wandels Angst vor dem Scheitern hat, scheitert.
Das Medienhaus der Zukunft wird schon 2020 anders aussehen als 2019. Und sich 2025 bereits wieder neu erfunden haben. Es wird nicht eines, sondern fünf bis zehn Geschäftsmodelle gleichzeitig verfolgen. Die Zukunft des Journalismus liegt in der Geschäftsmodellinnovation.
Quelle: Sequenzen aus Dr. Jens-Uwe Meyer Digitale Disruption.
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